"Ich entdecke jeden Tag immer neue Geheimnisse der Malerei und deren Sinn für die einzelnen Stationen meines Lebens."
Ich wurde gebeten, einige Worte zum Thema ‘Die Bedeutung des Malens’ zu schreiben. Wie immer in solchen Situationen, ist man zunächst über die Frage und das vorgegebene Thema erstaunt und dann, na klar, der festen Überzeugung, bereits alles über die eigene Malerei und deren Bedeutung für einen selbst und die eigene Zielgruppe zu wissen – aber ist das wirklich so?
Mein malerisches Schaffen ist ein wenig anders und speziell – ich versuche die Welt nicht realistisch darzustellen, d.h. nicht so wie sie ist, z.B. durch Naturstillleben, Landschaften, Porträts oder Blumenarrangements. Stattdessen möchte ich die Welt ein wenig aus dem Blickwinkel eines Kindes darstellen: voller Leidenschaft, Neugier und Freude über neu entdeckte Geheimnisse. Natürlich tauchen auf meinen Gemälden auch die für die späteren Stationen unseres Lebens typischen Momente des Nachdenkens und Grübelns und ein Anflug von Trauer über die verrinnende Zeit und die Vergänglichkeit unserer Existenz auf, was häufig durch beschädigte und gesprungene Gefässe, Tassen usw. symbolisiert wird.
Mit meinen Gemälden möchte ich einen bestimmten Erzählstrang einleiten, ihn mit Metaphern, Symbolen der Magie des Lebens und Motiven aus Märchen, Legenden und Träumen füttern - und manchmal auch mit einer Prise Ironie oder Satire. Dabei bin ich aber immer um eine zuversichtliche, in warmen Herbstfarben gehaltene Atmosphäre bemüht.
Beim Malen versuche ich, Bedeutungen und Muster einzuflechten, die allen Menschen auf der Erde bekannt sind. Dazu gehören z. B. Brunnen, Labyrinths, Türme, Vogelscheuchen, alte und lebende Bäume, Geheimtüren und Schlüssel zu Schätzen und Geheimnissen!
Es fällt mir also nicht leicht, über die Bedeutung des Malens für mich selbst zu schreiben, da ich selbst jeden Tag immer neue Geheimnisse der Malerei und deren Sinn für die einzelnen Stationen meines Lebens entdecke. Ich fühle mich eher wie ein Forscher und Entdecker, der anhand von schlecht positionierten Wegweisern und fleckigen Landkarten versucht, eine Bedeutung in jeder Farbtube, Malerpalette und jedem auf dem Keilrahmen aufgespannten weissen Leinen, das mit einer eigenen, künstlerischen Vision gefüllt werden möchte, zu entdecken und zu finden. Auf dieser malerischen Reise würde ich mich mit einer Schnecke vergleichen, die Mühe hat, das Ziel zu finden, den ganzen Weg im Blick zu behalten und die grosse Aufschrift auf dem Wegweiser zu entziffern: „Die Bedeutung des Malens“ - 3 km hinter dem Wald links.
Und jetzt, wenn es Ihnen recht ist, ziehe ich mich auf eine Tasse Tee oder aromatischen Kaffee in mein Schneckenhäuschen zurück und sinniere weiter über das Malen und dessen Bedeutung – falls es eine solche überhaupt gibt?!
Klar könnte ich an dieser Stelle einige Phrasen über das malerische Schaffen und dessen positive Auswirkung auf uns Menschen, unser Leben und unseren Geldbeutel zu Papier bringen. Über die therapeutische Wirkung auf unseren Kampf um die Wiedererlangung der motorischen Fähigkeiten und das Gefühl, farbenfrohe Flügel verliehen zu bekommen, die uns helfen, wenigstens für einen kurzen Moment dem Alltag zu entfliehen. Aber ich denke, dass der Sinn und die Bedeutung unserer und meiner Malerei erst in den Augen und dem Lächeln der Betrachter unserer Gemälde, Arbeiten und Werke zum Ausdruck kommt - in den zahlreichen freundlichen und manchmal auch kritischen Kommentaren, Meinungen und Bemerkungen. Und ich glaube, dass ohne diese Menschen, die unsere Kunst und manchmal auch uns selbst mögen, die Malerei (meine und die meiner hochgeschätzten Kolleginnen und Kollegen) keinen grossen Sinn und keine Bedeutung hätte. Sie wäre nur eine Kunst der Kunst wegen, wie Kaffee ohne Duft und Geschmack oder eine farblose Blume.
Wenn ich die Freude und das Glück auf den Gesichtern der Menschen sehe, die meine Arbeiten betrachten, spüre ich also den wahren Sinn meiner Malerei. Den Sinn, der sich aus der Interaktion zwischen Künstler und Betrachter ergibt – der „Empfänger“ unserer Träume und Wünsche, die auf der bemalten Leinwand eingefangen wurden. Dann habe ich den Eindruck, dass ich den „gestiefelten Kater“ treffe und Alice aus dem Wunderland in die Augen sehe – und dabei selbst auf der anderen Seite des Spiegels stehe.
Über den Künstler
Geboren am: 5. August 1963
Geburtsort: Jablonowo Pomorskie
Vollmitglied der VDMFK seit: 2015
Malart: Mund- und Fussmaler
1972 erlitt Krzysztof Kosowski bei einem Stromunfall starke Verbrennungen. Dies hatte zur Folge, dass ihm beide Arme amputiert werden mussten. Ab 1978 besuchte er die allgemeinbildende Oberschule in Wroclaw. Danach begann er für zwei Jahre an der Universität in Wroclaw Kunstgeschichte zu studieren.
Bereits kurz nach seinem Unfall begann er ein wenig mit dem Mund zu malen. Seit 1985 widmet er sich vermehrt der Mund- und Fussmalerei. Beide Malarten erlernte er autodidaktisch.
Im Jahr 1988 wurde er Stipendiat der Vereinigung, im Jahr 2010 Assoziiertes Mitglied. Seit dem Jahre 2015 gehört er der VDMFK als Vollmitglied an. Neben der Malerei übt Krzysztof Kosowski verschiedene Hobbies aus. Zu diesen gehören die Musik, die Orientalistik sowie sein Interesse an den Weltreligionen.
Krzysztof Kosowski malt vorwiegend in Öl, Mischtechnik, Aquarell und Tusche. Phantasiemotive sowie Motive aus Märchenerzählungen gehören zu den bevorzugten Themen seiner Werke. Während seiner künstlerischen Laufbahn konnte er seine Arbeiten schon mehrmals bei Einzel- sowie Kollektivausstellungen in Polen präsentieren.

