"Farben entschlüsseln die Signale meines Herzens"

Schon von Kindes Beinen an übten Farben eine Faszination auf mich aus, was sich auch bis heute nicht geändert hat. Ich liebe farbenfrohe Bilder mit intensiven Farbtönen und ausdrucksstarken Motiven.

So war es für mich auch nicht verwunderlich, dass mein Lieblingsfach in der Schule, Kunst und Malen war, was auch zunächst mein Hobby wurde, bevor ich die Chance bekam, mein Hobby aus Kindertagen zum Beruf zu machen.

Da ich als contergangeschädigtes Kind, ohne Arme, zur Welt kam, wurden meine Füsse zu meinen Händen und ich entwickelte eine solche Feinmotorik in meinen Füssen, dass ich meine fehlenden Arme gar nicht weiter vermisste. So war es für mich auch selbstverständlich, eine Fußmalerin zu werden.

Zunächst hatte ich ein Volontariat an den Städtischen Bühnen in Frankfurt a.M. Hier war für mich klar, das ich den richtigen Beruf ergriffen hatte. Der damalige Leiter des Malersaales, Herr Haindl, hatte sich meiner angenommen, mir sein unschätzbares Wissen vermittelt und mich aus meiner Sicht mit dem richtigen Werkzeug für das Künstlerleben ausgestattet.

So konnte ich nicht nur mit Hilfe der Farben mein Innenleben zum Vorschein bringen, sondern konnte auch Werke schaffen, die dem Betrachter etwas vermittelten und etwas Einzigartiges und Persönliches haben. Es sind eben Bilder von mir und wenn man genau hinsieht, und so wie ich mit den Gedanken in die Welt des Bildes eintaucht, so kann man mit unter Freude, Trauer, Liebe und Sehnsüchte erkennen, Signale die von meinem Herzen gesendet werden und mit Hilfe der Farben, teilweise entschlüsselt werden.

Mein zwischenzeitlich erlerntes künstlerisches Tun kam mir auch 1981 zugute, als ich von der VDMFK erfuhr und mich dort bewarb. Zuvor war ich eine unbedeutende Künstlerin mit einigen kleinen Ausstellungen und der Gewissheit im Hinterkopf, dass ich wohl von der Kunst alleine nicht leben kann.

Doch es kam anders. Ich wurde in die große Künstlerfamilie aufgenommen, meine Werke waren weltweit auf Ausstellungen vertreten und ich hatte von nun an ein festes Einkommen, eine finanzielle Unterstützung, die es mir seit nun mehr als 25 Jahre ermöglicht, mich ganz meiner Kunst und künstlerischen Weiterentwicklung zu widmen und so etwas wie eine Lebensplanung zulässt. Ich bin zu einer unabhängigen und selbstbewussten Künstlerin geworden und kann mit Hilfe der VDMFK selbstständig als Malerin bestehen, was ein unbezahlbares Glück für mich ist.

"Farben waren mir ein Glück und mir war es, als ob sie meine Hände liebten."

Ohne die VDMFK wäre mein Leben sicher anders verlaufen, meine Liebe zu den Farben wäre nur ein großes Hobby geblieben, das Malen hätte nicht diese große Bedeutung erlangt und vielleicht wäre ich dann mit meinem Leben nicht so zufrieden wie ich es heute bin.

Dank all dieser glücklichen Umstände, die durch meine Liebe zum Malen entstanden sind und mich durch mein Leben begleiten und die gewisse Geborgenheit in der grossen Gemeinschaft der Mund und Fussmaler, lassen es zu, das ich zu mir sagen kann: «Ich bin nicht behindert, ich lebe nur etwas anders!»

Und so ergibt sich die Antwort auf die Frage, was wohl für mich die Bedeutung des Malens ist, am besten, mit einem Zitat, meines Vorbildes, dem Maler Emil Nolde: «Farben waren mir ein Glück und mir war es, als ob sie meine Hände liebten.»

Über die Künstlerin

Geboren am: 25. September 1961
Geburtsort: Frankfurt am Main
Vollmitglied der VDMFK seit: 1988
Malart: Fussmalerin

 

Antje Kratz kam aufgrund einer Conterganschädigung ohne Arme zur Welt. Aus diesem Grund besucht sie in ihrer Jugendzeit eine Schule für Körperbehinderte, welche sie mit dem Hauptschulabschluss erfolgreich beendete. Schon während ihrer Kinderjahre wandte sie sich der Malerei zu. So kam es, dass sie die Möglichkeit erhielt, schon sehr früh ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen.

Von 1978 bis 1981 arbeitete Antje Kratz als Volontärin im Malersaal der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Dort erfuhr sie unter Herrmann Haindl eine vielseitige bildnerische Ausbildung. An seinem Künstlerhof in Hofheim am Taunus konnte sie zusätzlich ein Studium absolvieren. 1981 erhielt sie den Status einer Stipendiatin der Vereinigung. Sieben Jahre später, im Jahre 1988, wurde sie Vollmitglied der VDMFK.

Heute lebt Antje Kratz in Frankfurt am Main. In der näheren Umgebung dieser Metropole konnte sie schön öfters ihre Werke mittels Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen einer breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Antje Kratz malt mit dem rechten Fuss. Ihre bevorzugten Motive sind Stilleben und italienische Landschaften. Ihre Malerei ist gekennzeichnet von einem sicheren, nuancenreichen und selbstgewissen Ausdruck.

Zurück